(26.06.2024) Gestern Abend habe ich das seltene Vergnügen gehabt, zum ersten Mal eine dunkle europäische Biene zu sehen. Durch Verdrängungszucht der Carnica und Ligustica ist diese hier früher einheimische Biene nahezu ausgerottet worden. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ging etwa von den Schweizer Alpen bis nach Skandinavien. Auf den Hebriden ist vor wenigen Jahren ein Schutzgebiet für sie errichtet worden. Dort leben etwa 50 Völker, fremde Rassen sind dort verboten.
In Norwegen kommt sie noch vor, in Süddeutschland gibt es Bemühungen sie wieder anzusiedeln. Dort befindet sich auch eine von zwei Belegstellen für sie. Die andere liegt auf der nordfriesischen Insel Nordstrandischmoor.
Ihr Honigertrag ist etwa um 20% niedriger als der von der Carnica. Dafür hat sie andere Eigenschaften: sie passt sich der Trachtsituation besser an und geht mit einer kleineren Population in die Winterpause, in der auch keine Brutaktivität erfolgt.
(18.06.2024) Derzeit bin ich fleißig dabei, unseren Honig in seinen verschiedenen Eimern, den Hobbocks, zu rühren, damit er nicht wieder auskristallisiert und härtet. Dieses Spiel haben wir ja schon in diesem Jahr gehabt undbr
Gestern ist der erste Eimer dabei gewesen, wieder zügig zu kristallisieren. Also ist er schnellstens gerührt worden, um das zu verhindern. Das gleiche Spiel ist heute noch einmal erfolgt. Anschließend habe ich ihn sofort in Gläser abgefüllt und etikettiert. Ergebnis: ab sofort ist der neue Honig, die erste Ernte des Jahres 2024 vom Riedberg, fertig! Und wie immer heißt die erste Ernte eines jeden Jahres bei uns: Eintracht.
In den nächsten Tagen geht es vermutlich so oder so ähnlich weiter: den Honig rühren und beobachten und sobald die Kristallisation Fahrt aufnimmt, ihn abzufüllen.
(17.06.2024) Inzwischen sind fast alle Hobbocks mit unserem festgewordenen Honig wieder verflüssigt. Einer fehlt zwar noch, aber auch dieser Honig ist übermorgen wieder flüssig in seinem Eimer. Wie bereits erwähnt, ist sämtlicher Honig in diesem Jahr nach etwa 14 Tagen kristallisiert und hart wie Beton geworden. Der Grund hierfür ist der in diesem Jahr sehr hohe Anteil an Nektar vom Raps.
Damit er abgefüllt und verkauft werden kann, muss er jedoch flüssig sein. Hierfür erwärme ich ihn in einem mobilen Wärmeschrank langsam auf und nach 36 bis 48 Stunden ist er wieder so flüssig wie nach dem Schleudern.
Auf diesen Honigen schwimmt dann jedoch eine weiße Schicht aus Schaum. Sie ist gebildet von den beim Schleudern gefangenen kleinen und feinen Luftbläschen, die erst im Laufe der Zeit langsam an die Oberfläche steigen. Dort bilden sie eine Schaumschicht, die vor dem Rühren und Abfüllen entfernt werden muss. Denn den Schaum wollen wir nicht im Honigglas haben.
Heute habe ich von drei Hobbocks die ersten Schaumschichten entfernt. Mit einem Kuchenteigschaber schiebe ich alles zusammen und hebe die lufthaltige Schaummasse dann in Etappen ab. Was dabei herausgekommen ist, ist im folgenden Bild zu sehen:
Honigschaum
Um eine erneute Kristallisation zu verhindern, wird der Honig nach wenigen Tagen der Ruhe bereits gerührt. Der erste Hobbock ist jetzt schon so weit mit der Kristallisation, dass sein Honig in wenigen Tagen in die ersten Gläser abgefüllt werden kann. Davon später mehr.
(09.06.2024) Während des heutigen Neuimkerkurses habe ich auf einer Bodeneinlage Varroamilben gefunden und gezählt, aber auch fotografiert. Eine Milbe habe ich mit nach Hause genommen und dort unter einem Mikroskop betrachtet. Dabei habe ich festgestellt, dass die Milbe sogar noch lebt.
Varroa destructor auf der Bodeneinlageund unter dem Mikrospkop
Ich habe die Milbe sogar unter dem Mikroskop filmen können:
Die Varroamilbe "beglückt" uns seit einigen Jahrzehnten. Sie kommt normalerweise in unserer Gegend nicht einheimisch vor, sondern ist aus Südostasien eingeschleppt worden. Mangels natürlicher Feinde hat sie sich hier bei uns sehr schnell ausbreiten können. Heute gibt es kaum noch ein Bienenvolk, dass nicht von ihr befallen ist.
Sie sitzt entweder direkt an den Bienen an und ernährt sich wie ein Vampir durch Blutsaugen, wobei die Bienen kein Blut, sondern eine Hämolymphe besitzen. Zusätzlich ist sie ein Überträger von vielen Krankheiten, die die Bienen schwächen und töten können.
(07.06.2024) Es hat geklappt! Während etwa 36 Stunden ist der Hobbock mit dem festgewordenen Honig schonend erwärmt und wieder erfolgreich verflüssigt worden.
Jetzt kann er in den nächsten Tagen noch wieder abkühlen und anschließend gerührt und dann in cremiger Form in Gläser abgefüllt werden.
Wärmebox von außenvon innenErgebnis nach 36 Stunden
Auf den Bildern ist links die Wärmebox zu sehen. Ein 40-Liter-Hobbock passt gerade innen hinein. Über einen Thermostaten gesteuert wird die Temperatur langsam hochgefahren, so dass die Temperatur etwa der eines Wasserbades entspricht.
(05.06.2024) Heute bin ich auf einem fremden Bienenstand zu Besuch gewesen. Dort wird auf Langstroth geimkert. Das heißt, dass die Rahmen größer als bei Zander sind. Die Honigräume sind jedoch wesentlich kleiner als die Bruträume.
Das hat den Vorteil, dass sie leichter zu tragen sind und dass gut und gerne zwei übereinander gestellt werden können. Aber es gibt auch Nachteile: weil die Rahmen kleiner sind, können sie nicht zum Wabentausch verwendet werden und umgedreht kann zum Triggern keine Brutwabe in den Honigraum gehängt werden.
Die Bienenwaben werden durch die Brutzyklen im Laufe der Brutsaison immer dunkler bis hin zu einem tiefen schwarz. Dabei verfärbt sich nicht das Wachs, sondern die Häutchen, die beim Häuten der verdeckelten Brut entstehen, bleiben in den Zellen. Diese werden dadurch stetig kleiner und dunkler. Jeder Imker kennt dieses Phänomen. Deshalb tauscht man nach der Honigernte die Waben: die frischen, jungen und unbebrüteten Waben des Honigraumes kommen nach unten in den Brutraum und ersetzen dort die dunklen und schwarzen Waben. Diese können dann eingeschmolzen werden. Das umgebende Wachs wird aufgefangen und kann erneut zu Mittelwänden geformt werden. Somit entsteht hierdurch ein eigener kleiner Wachskreislauf, weil die so gewonnenen Mittelwände wieder in das Bienenvolk gelangen.
Es geht aber auch anders. Bisher habe ich das nur vom Hörensagen gekannt, aber noch nie gesehen. Man kann Mittelwände nämlich auch aus Kunststoff verwenden. Und genau das habe ich heute zum ersten Mal gesehen und mit der Kamera festgehalten.
Jeweils rechts unten ist in beiden Bildern die Kunststoffmatrix mit dem sechseckigen Wabenmuster zu erkennen. Die Bienen bauen darauf dann wie gewohnt ihre Zellen auf. Der besuchte Imker recycelt seine alten Waben nicht, sondern entsorgt sie zu gegebener Zeit thermisch. Auf gut deutsch: sie werden verbrannt. Ich finde das sehr schade, aber so ist es nun mal, dass jeder sein eigenes System hat und auslebt.
(05.06.2024) Am Pfingstsonntag, 19.5.2024, haben wir unsere ersten Honig in diesem Jahr geschleudert. Der Bericht dazu steht hier unter der Überschrift "Erste Ernte 2024".
Das Schleudern selber ist bereits ein Akt mit Hindernissen gewesen. Zum ersten Mal ist uns der Honig aus dem Spitzsieb übergelaufen. Grund hierfür ist die Zähigkeit, die hohe Viskosität, des geernteten Honigs gewesen. Sie ist bedingt durch den hohen Rapsanteil in diesem Honig.
Die Probleme des Anfangs setzen sich fort: gestern werfe ich zum ersten Mal einen Blick in die Honigeimer, um zu schauen, wann ich mit dem Abschäumen und Rühren starten kann. Was finde ich vor? In allen Eimern ist der Honig bereits fest auskristallisiert und hart wie Beton!! Dieser Vorgang ist innerhalb von 14 bis 16 Tagen im Zeitraffer erfolgt und in einer Geschwindigkeit, mit der ich nicht gerechnet habe.
Der Vorgang der Kristallisation ist abhängig vom Mischungsverhältnis verschiedener im Honig vorhandener Zuckerarten. In jedem Honig sind sowohl Fruktose (= Fruchtzucker) als auch Glukose (= Traubenzucker) zu finden. Je höher der Fruktoseanteil, desto flüssiger, je höher der Glukoseanteil, desto fester wird der Honig. Auch die Geschwindigkeit dieses Kristallisationsprozesses ist davon abhängig. Akazienhonig kristallisiert beispielsweise nie, sondern bleibt (fast) immer flüssig. Raps- und Löwenzahnhonig hingegen kristallisieren relativ schnell, meist innerhalb weniger Wochen. Aber mit dieser Geschwindigkeit habe ich nicht gerechnet!
In der folgenden Galerie zeige ich Bilder aus einigen der Eimer.
In diesem Zustand kann der Honig natürlich nicht weiter bearbeitet werden. Was ist also zu tun? Zum Glück haben wir im Imkerverein eine Vorrichtung, mit der solche Honige wieder erwärmt und damit verflüssigt werden können. Das wird nun in den nächsten Tagen meine Hauptarbeit sein: aus fest mach flüssig. Anschließend heißt es sehr genau aufzupassen, damit ich den Zeitpunkt der erneuten Kristallisation nicht wieder verpasse, sondern rechtzeitig mit dem Rühren beginnen kann. Konsequenterweise heißt das aber auch, dass daran anschließend sehr schnell der Honig in Gläser abgefüllt werden muss.
Damit wiederholt und bestätigt sich das, was wir im frühen Frühjahr bereits festgestellt haben: wir sind mit allem in diesem Jahr vier Wochen zu früh dran. Dem Klimawandel sei's gedankt!
(03.06.2024) Beim Spazierengehen habe ich ganz in der Nähe unseres Bienenstandes zufällig ein rot-blaues Meer von Farben entdecken können. Auf einem nach Osten geneigten Hang wächst eine Wiese voller Blüten aus dem roten Klatschmohn und den blauen Kornblumen.
Im oberen Teil überwiegen die Rottöne während unten am Hang blau dominierend ist. Dieses Blütenfeld ist etwa einen halben Hektar groß und eine Wohltat für die Augen, eine Augenweide. Das besonders Schöne: sehr viele Insekten tummeln sich auf den Blüten herum und nutzen sie als Futterquelle.
Der Klatschmohn
Es ist auch für mich sehr interessant mehr über den Klatschmohn zu erfahren. Er sieht zwar wunderschön aus, doch halten die Blüten nur wenige Tage. Die Bienen sehen das leuchtende Rot überhaupt nicht, sondern nehmen es, weil sie sehr gut im ultravioletten Bereich sehen können, als blau-violett wahr. Leider sind die Blüten nektarlos und damit für die Honigproduktion der Bienen uninteressant. Allerdings enthalten die Blüten dafür um so mehr Pollen, nämlich etwa 2,5 Millionen Pollenkörner. Der botanische Name ist Papaver rhoeas.
Seit dem ersten Weltkrieg gilt die Blüte des Klatschmohn im englischsprachigen Raum als ein Symbol für gefallene Soldaten. Hingegen gilt er im persischen Sprachraum als ein Symbol der Liebe.
Die Kornblume
Wir Imker lieben die Kornblume sehr. Ihr Nektar ist sehr zuckerhaltig, nämlich zu 34%. Das ist sehr viel! Eine einzelne Blüte produziert 0,2 mg Zucker pro Tag. Ihr botanischer Name ist Centaurea cyanus. Sie blüht von Juni bis September/Oktober.
Im Mittelalter ist die Kornblume als eine Marienblume sehr verehrt gewesen. Auf vielen Gemälden wird Maria ja mit einem blauen Mantel dargestellt. Aber auch Kornblumen tauchen auf den Bildern auf. Bis etwa 1800 ist die Kornblume als Unkraut angesehen worden, danach hat sich das Ansehen gewandelt hin in Richtung Natürlichkeit. Als "Preußisch Blau" hat die Farbe der Kornblume Eingang im preußischen Hof nach dem Tod der Königin Luise 1810 gefunden. Ihr Sohn, der spätere Kaiser Wilhelm I. machte sie zu seiner Lieblingsblume. Die Uniformröcke der preußischen Soldaten sind ebenfalls in "preußisch Blau" gehalten.
Leider gibt es auch weniger Schönes zu ihr zu berichten. Die Kornblume gilt als Symbol der Donauschwaben und Ungarndeutschen, weshalb sie auch als Zeichen der 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division "Maria Theresia" gilt, die zum großen Teil aus Ungarndeutschen besteht.
In den USA ist sie das Symbol der Steuben-Parade für die deutschstämmigen Amerikaner. In der Mode ist sie in einer stilisierten Form das Logo der Marke Joop.
Diese Angaben stammen aus dem Internet von Wikipedia.
(31.05.2024) Die Überschrift würfe aktuell gut zum politischen Weltgeschehen passen, aber hier geht es um etwas sehr Lokales.
Wenn wir Honig ernten wollen, haben wir vorher immer ein Problem. Üblicherweise sind im Honigraum viele Bienen anwesend, die wir beim Schleudern nicht dabei haben wollen. Also müssen sie weg! Natürlich kann man vor der Ernte manuell Rahmen für Rahmen ziehen und die ansitzenden Bienen abkehren. Kaum sind sie abgekehrt, ist mindestens eine nächste Biene schon wieder da. Auch, wenn wir die Rahmen schließend sofort in eine neue Zarge stellen und diese mit einem Deckel verschließen, kommen unweigerlich immer wieder Bienen mit.
Abhilfe kann in diesen Fällen eine Bienenflucht schaffen. Das ist eine Vorrichtung mit einer Art Einbahnstraßen- oder Drehtüreffekt. Die Bienen können sich nur in eine Richtung bewegen, die gegenläufige ist versperrt.
Das Bild oben zeigt einen Zwischenboden. Das Loch in der Mitte ist mit einer Bienenflucht versehen. Diese Flucht ist relativ selten zu finden. In meinen Augen ist sie allerdings die beste und deswegen meine bevorzugte Bienenflucht.
Die Bienen krabbeln durch den Schlitz unter den gelben Zungen hindurch in den Brutraum. Dabei müssen sie die Zungen anheben. Anschließend fallen sie wieder herunter und versperren somit der Biene den Weg.
Der EingangUnterseiteEingang mit den gelben Zungenauf den Kopf gestellt
Es gibt noch viele weitere Arten von Bienenfluchten. Angefangen habe ich mit diesem Model:
OberseiteUnterseite
Diese italienische Bienenflucht wird mit der Oberseite unter das Loch des Zwischenbodens gehängt. Hier ist das klassische Wirkprinzip sehr gut zu erkennen: sternförmig gehen die einzelnen Gänge von der Mitte ab und verjüngen sich zunehmend. Der Weg hinaus aus dem Honigraum ist damit einfach. Um zurückzukehren, müsste die Biene sich in den engen Gang hineinzwängen. Das tut sie in der Regel jedoch nicht.
Man sagt, dass mit den Bienenfluchten der Honigraum innerhalb von 24 Stunden bienenfrei sein wird. Diese Erfahrung kann ich so allgemein nicht bestätigen. Besonders mit dem gelbem italienischen Modell habe ich fast immer Schiffbruch erlitten. Auch, wenn ich inzwischen die Bienenfluchten bereits zwei bis drei Tage vor der geplanten Honigernte einlege, sind sehr oft noch fast alle Bienen im Honigraum verblieben.
Wesentlich besser klappt es mit dem Modell von ganz oben. Hier sind fast immer die Honigräume entweder bienenfrei oder mindestens sehr bienenarm. Aus diesem Grunde präferiere ich dieses Modell.
Nachtrag vom 1.6.2024
Heute habe ich bei einem Volk den Honigraum abgenommen, damit der darin enthaltene Honig zentrifugiert werden kann. Der Honigraum ist bis auf eine einzelne Biene bienenfrei gewesen. Ein Blick auf die Bienenflucht, zwei Tage vorher eingelegt, zeigt sehr deutlich die Funktionsweise.
Links oben sind noch einzelne Bienen, die den Weg nach unten in den Brutraum noch nicht geschafft haben. Hingegen sind rechts unten viele Bienen zu erkennen, deren Weg in den Honigraum durch die gelben Kunststoffzungen blockiert ist. Um ein Verrutschen zu verhindern, ist die Bienenflucht an vier Seiten mit weißen Leukosilk fixiert worden.
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